Yesmine Ben Khelil - Crois-tu que le taureau soit sur tes cornes?, 2024 - Spazio Ferdinand Stuflesser, Pontives
Yesmine Ben Khelil, Crois-tu que le taureau soit sur tes cornes?, 2024. Acrylic on Cardboard. Three Panels. Variable Dimensions. Courtesy of the Artist. Photo by Tiberio Sorvillo
Yesmine Ben Khelil setzt sich anhand von Zeichnungen, Collagen und Diagrammen mit der Kolonialgeschichte Tunesiens auseinander. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf die botanischen Abbildungen bei wissenschaftlichen Texten und die Art und Weise, wie diese scheinbar “neutralen” Materialien verwendet wurden, um im Dienste der Kolonialmächte eine eindeutige Erzählung zu konstruieren. Indem die Künstlerin die Beziehung zwischen Wissen und Darstellung in Frage stellt, stellt sie neue Konstrukte aus Bildern und Artefakten her, die eine alternative Geschichte zur offiziellen erzählen.
Anlässlich der Biennale Gherdëina hat die Künstlerin drei ausgeschnittene Papptafeln bemalt, die von einem tunesischen Sprichwort inspiriert sind: “Glaubst du, die Erde liegt auf deinen Hörnern?”, einem Ausdruck, der die Eitelkeit eines Menschen ausdrücken soll und auf einen alten Volksglauben zurückgeht, der sich die Erde auf den Hörnern eines Stiers vorstellt. Die Geschichte ist mit dem Namen des Berges verbunden, den die Künstlerin jeden Tag von ihrem Fenster aus sieht, dem Djebel Boukornine, dem “Berg mit den zwei Hörnern”, einem Massiv mit zwei Gipfeln, das den Golf von Tunis überragt. Von den Puniern Baal Qarnaïm genannt, d. h. der “Gott mit den zwei Hörnern”, befand sich hier ein antikes Heiligtum, das dieser Gottheit gewidmet war, deren Attribut der Stier ist, der eines der Opfer darstellte. Dies wurde 1891 durch die Studien des französischen Archäologen Jules Toutain bestätigt, dessen Funde im Louvre in Paris zu sehen sind. “Durch die Geschichte eines Gottes, der in einem Berg mit zwei Hörnern wiedergeboren wird, durch die Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte auf seinem Gipfel Stiere geopfert haben, und durch die Marmorartefakte, die sorgfältig in einem europäischen Museum aufbewahrt werden, möchte ich die Wiedergeburt einer Welt vermitteln, in der das Nicht-Menschliche und seine Unbestimmtheit gefeiert werden, und einen Weg finden, damit eine Welt des Mythos und der Legende innerhalb der Welt, in der wir leben, existieren kann, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und alles um ihn herum als zu seiner Verfügung stehend betrachtet.” (M.P.)
YESMINE BEN KHELIL
Yesmine Ben Khelil (1986, Tunis, Tunisia) focuses on the representations that saturate the world, and narrates fragmented stories often revolving around manipulated reality or invisible forces. Solo exhibitions include La Boîte, B7L9 Art station, and Selma Feriani Gallery, Tunis; and Galerie Maia Muller, Paris. She also exhibited at Kunsthalle Wien; Musée des beaux-arts de Rouen, the MUCEM, Rouen and Marseille; and Mediterranea 19 Young artists biennale. Her work is part of the following collections: La Boîte, centre d’art contemporain, Tunis, Artothèque de la ville de Strasbourg; and Kamel Lazaar Foundation, Tunis. She was resident at B7L9 station d’art contemporain, Tunis; Philomena + art and architecture platform, Vienna; and L’escalier B, Bordeaux.
Yesmine Ben Khelil - Crois-tu que le taureau soit sur tes cornes?, 2024 - Spazio Ferdinand Stuflesser, Pontives
Yesmine Ben Khelil, Crois-tu que le taureau soit sur tes cornes?, 2024. Acrylic on Cardboard. Three Panels. Variable Dimensions. Courtesy of the Artist. Photo by Tiberio Sorvillo
Yesmine Ben Khelil setzt sich anhand von Zeichnungen, Collagen und Diagrammen mit der Kolonialgeschichte Tunesiens auseinander. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf die botanischen Abbildungen bei wissenschaftlichen Texten und die Art und Weise, wie diese scheinbar “neutralen” Materialien verwendet wurden, um im Dienste der Kolonialmächte eine eindeutige Erzählung zu konstruieren. Indem die Künstlerin die Beziehung zwischen Wissen und Darstellung in Frage stellt, stellt sie neue Konstrukte aus Bildern und Artefakten her, die eine alternative Geschichte zur offiziellen erzählen.
Anlässlich der Biennale Gherdëina hat die Künstlerin drei ausgeschnittene Papptafeln bemalt, die von einem tunesischen Sprichwort inspiriert sind: “Glaubst du, die Erde liegt auf deinen Hörnern?”, einem Ausdruck, der die Eitelkeit eines Menschen ausdrücken soll und auf einen alten Volksglauben zurückgeht, der sich die Erde auf den Hörnern eines Stiers vorstellt. Die Geschichte ist mit dem Namen des Berges verbunden, den die Künstlerin jeden Tag von ihrem Fenster aus sieht, dem Djebel Boukornine, dem “Berg mit den zwei Hörnern”, einem Massiv mit zwei Gipfeln, das den Golf von Tunis überragt. Von den Puniern Baal Qarnaïm genannt, d. h. der “Gott mit den zwei Hörnern”, befand sich hier ein antikes Heiligtum, das dieser Gottheit gewidmet war, deren Attribut der Stier ist, der eines der Opfer darstellte. Dies wurde 1891 durch die Studien des französischen Archäologen Jules Toutain bestätigt, dessen Funde im Louvre in Paris zu sehen sind. “Durch die Geschichte eines Gottes, der in einem Berg mit zwei Hörnern wiedergeboren wird, durch die Menschen, die im Laufe der Jahrhunderte auf seinem Gipfel Stiere geopfert haben, und durch die Marmorartefakte, die sorgfältig in einem europäischen Museum aufbewahrt werden, möchte ich die Wiedergeburt einer Welt vermitteln, in der das Nicht-Menschliche und seine Unbestimmtheit gefeiert werden, und einen Weg finden, damit eine Welt des Mythos und der Legende innerhalb der Welt, in der wir leben, existieren kann, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und alles um ihn herum als zu seiner Verfügung stehend betrachtet.” (M.P.)
YESMINE BEN KHELIL
Yesmine Ben Khelil (1986, Tunis, Tunisia) focuses on the representations that saturate the world, and narrates fragmented stories often revolving around manipulated reality or invisible forces. Solo exhibitions include La Boîte, B7L9 Art station, and Selma Feriani Gallery, Tunis; and Galerie Maia Muller, Paris. She also exhibited at Kunsthalle Wien; Musée des beaux-arts de Rouen, the MUCEM, Rouen and Marseille; and Mediterranea 19 Young artists biennale. Her work is part of the following collections: La Boîte, centre d’art contemporain, Tunis, Artothèque de la ville de Strasbourg; and Kamel Lazaar Foundation, Tunis. She was resident at B7L9 station d’art contemporain, Tunis; Philomena + art and architecture platform, Vienna; and L’escalier B, Bordeaux.