Alex Ayed - Untitled (Beit el hmam II), 2023 - Statale SS242, Pontives
Alex Ayed, Untitled (Beit el hmam II), 2023. Clay, Olive Wood, Hay, Steel, Limewash. 280 x 107,5 x 118 cm. Courtesy of the Artist and ZERO…, Milan and Galerie Balice Hertling, Paris. Photo by Tiberio Sorvillo
Der französisch-tunesische Künstler Alex Ayed lebt und arbeitet derzeit auf See. Sein Leben verkörpert seine Art, Kunst zu verstehen, nämlich als eine nomadische Praxis, welche die Idee des Kunstwerks so weit wie möglich mit dem Gebiet verwurzelt, in dem es sich bewegt, um neue Geschichten in das Netz der bereits vorhandenen Erzählungen zu weben. Seine Werke führen oft zu unvorhersehbaren Situationen, die sich der Kontrolle des Künstlers entziehen, wie z. B. Transumanza (2021), dessen Titel sich auf die seit Jahrtausenden im Mittelmeerraum praktizierte jährliche Wanderung der Hirt*innen und ihrer Tiere bezieht. Vor der Eröffnung der Ausstellung beherbergten die Galerieräume eine Herde von Ziegen und Hühnern, die mit den für sie geschaffenen Werken - wie Vogelfutterhäuschen und Heuobjekten - interagierten und sichtbare Spuren ihres Aufenthalts im Raum hinterließen, sobald dieser für das Publikum geöffnet wurde.
Diese lyrische und situationistische Herangehensweise an die Kunst findet sich auch in Untitled (Beit el hmam) wieder, das für The Parliament of Marmots auf einer grasbewachsenen Lichtung am Rande der Staatsstraße bei Pontives aufgestellt wurde. Bei der imposanten, mehr als zwei Meter hohen Skulptur handelt es sich um einen Taubenschlag aus Olivenholz, Lehm und Stroh, der nach traditioneller nordafrikanischer Technik mit Kalk überzogen wurde. Solche Taubenhäuser waren früher in den Städten des Mittelmeerraums und in verschiedenen Teilen der Welt weit verbreitet. Der interessanteste Aspekt für Ayed ist, dass ihre Natur zweideutig ist. Sie wurden von Menschen gebaut, um von Tauben bewohnt zu werden, eine scheinbar fürsorgliche Geste, die aber gleichzeitig auch anmaßend ist, denn wie gastfreundlich sie auch sein mögen, sie vermitteln die Vorstellung von Domestizierung und einer Beziehung der Dominanz. Ayed betrachtet das Taubenhaus aus einer metaphysischen Perspektive, als einen der wenigen Räume, die innerhalb der Grenzen der menschlichen Siedlungen übrig geblieben sind, um die Anwesenheit von Tieren zu ermöglichen. Eine Begegnung, die in der Vision des Künstlers unserem Lebensraum eine große spirituelle Kraft verleiht. (M.P.)
ALEX AYED
Alex Ayed (1989, Strasbourg, France) lives and works on a boat with which he sails across oceans and the Mediterranean. Through sculpture, painting, photography and sound, he uncovers the symbolism of the places he visits. He graduated from the École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris. His work was exhibited at Fondation Louis Vuitton, Paris; The Intermission, Piraeus; Kunstverein Freiburg; Zero, Milan; B7L9, Tunis; IAIA, New York; Balice Hertling Gallery, Paris; MAMbo - Museum of Modern Art, Bologna; The Renaissance Society, Chicago; New Museum, New York; and Magasins Généraux, Paris.
Alex Ayed, Untitled (Beit el hmam II), 2023. Clay, Olive Wood, Hay, Steel, Limewash. 280 x 107,5 x 118 cm. Courtesy of the Artist and ZERO…, Milan and Galerie Balice Hertling, Paris. Photo by Tiberio Sorvillo
Der französisch-tunesische Künstler Alex Ayed lebt und arbeitet derzeit auf See. Sein Leben verkörpert seine Art, Kunst zu verstehen, nämlich als eine nomadische Praxis, welche die Idee des Kunstwerks so weit wie möglich mit dem Gebiet verwurzelt, in dem es sich bewegt, um neue Geschichten in das Netz der bereits vorhandenen Erzählungen zu weben. Seine Werke führen oft zu unvorhersehbaren Situationen, die sich der Kontrolle des Künstlers entziehen, wie z. B. Transumanza (2021), dessen Titel sich auf die seit Jahrtausenden im Mittelmeerraum praktizierte jährliche Wanderung der Hirt*innen und ihrer Tiere bezieht. Vor der Eröffnung der Ausstellung beherbergten die Galerieräume eine Herde von Ziegen und Hühnern, die mit den für sie geschaffenen Werken - wie Vogelfutterhäuschen und Heuobjekten - interagierten und sichtbare Spuren ihres Aufenthalts im Raum hinterließen, sobald dieser für das Publikum geöffnet wurde.
Diese lyrische und situationistische Herangehensweise an die Kunst findet sich auch in Untitled (Beit el hmam) wieder, das für The Parliament of Marmots auf einer grasbewachsenen Lichtung am Rande der Staatsstraße bei Pontives aufgestellt wurde. Bei der imposanten, mehr als zwei Meter hohen Skulptur handelt es sich um einen Taubenschlag aus Olivenholz, Lehm und Stroh, der nach traditioneller nordafrikanischer Technik mit Kalk überzogen wurde. Solche Taubenhäuser waren früher in den Städten des Mittelmeerraums und in verschiedenen Teilen der Welt weit verbreitet. Der interessanteste Aspekt für Ayed ist, dass ihre Natur zweideutig ist. Sie wurden von Menschen gebaut, um von Tauben bewohnt zu werden, eine scheinbar fürsorgliche Geste, die aber gleichzeitig auch anmaßend ist, denn wie gastfreundlich sie auch sein mögen, sie vermitteln die Vorstellung von Domestizierung und einer Beziehung der Dominanz. Ayed betrachtet das Taubenhaus aus einer metaphysischen Perspektive, als einen der wenigen Räume, die innerhalb der Grenzen der menschlichen Siedlungen übrig geblieben sind, um die Anwesenheit von Tieren zu ermöglichen. Eine Begegnung, die in der Vision des Künstlers unserem Lebensraum eine große spirituelle Kraft verleiht. (M.P.)
ALEX AYED
Alex Ayed (1989, Strasbourg, France) lives and works on a boat with which he sails across oceans and the Mediterranean. Through sculpture, painting, photography and sound, he uncovers the symbolism of the places he visits. He graduated from the École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris. His work was exhibited at Fondation Louis Vuitton, Paris; The Intermission, Piraeus; Kunstverein Freiburg; Zero, Milan; B7L9, Tunis; IAIA, New York; Balice Hertling Gallery, Paris; MAMbo - Museum of Modern Art, Bologna; The Renaissance Society, Chicago; New Museum, New York; and Magasins Généraux, Paris.