Ruth Beraha - Il cielo è dei violenti, 2024 and Fortune’s always hiding, I’ve looked everywhere, 2024 - Hotel Ladinia, Ortisei
Ruth Beraha, Il cielo è dei violenti, 2024. Sound Installation. Commissioned by Biennale Gherdëina 9. Photo by Tiberio Sorvillo
Ruth Beraha, Fortune’s always hiding, I’ve looked everywhere, 2024. Ceramics. Variable dimension. Photo by Tiberio Sorvillo
In ihren oft installativen Werken erforscht Ruth Beraha die Verletzlichkeit und Gewalt von Beziehungen, sowie die Wahrnehmung des Selbst und des Anderen. Dabei thematisiert sie das angsteinflößende Fremde, das nicht länger als ein von uns entferntes Anderes betrachtet werden kann, sondern als konstitutiver Teil unserer eigenen Identität entlarvt wird. Ihre 2021 realisierte Installation I’ll tell you the story I know bestand aus einer Soundarbeit und einer trichterförmigen Aluminiumskulptur, die auf der einen Seite einen Spionagespiegel und auf der anderen ein Guckloch aufwies. Vor dem Spiegel wurde das Publikum, das sein eigenes Spiegelbild betrachtete, einem unfreiwilligen Verhör unterzogen, bei dem die Grenzen zwischen einer Szene der einvernehmlichen Verführung und des Missbrauchs verwischt wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite erlaubte das Guckloch die Beobachtung der Betrachter*innen, was uns gleichzeitig zu Voyeuren machte.
Für The Parliament of Marmots gestaltete Ruth Beraha einen aufgelassenen Theatersaal im Zentrum von St. Ulrich anhand einer immersiven Audioarbeit zu einem eindringlichen Erfahrungsraum um. Im Raum hören wir den lieblichen Gesang eines Vögelchens, der uns augenblicklich in eine idyllische Naturlandschaft versetzt. Es folgen weitere Vogelstimmen, einige von einheimisch Arten aus dem Grödnertal, andere von Zugvögeln, die sich hier nur zeitweise aufhalten. Die Stimmen schwellen, von Flügelschlägen begleitet, zu einer lauter werdenden Klangwolke an. Kurz erfüllt die bedrohliche Kraft der Natur in einem dystopischen Szenario den vom Menschen geschaffenen Raum, bevor sich die Stimmen wieder vereinzeln, bis nur mehr das liebliche Stimmchen des ersten Vögelchens zu hören ist. Ist der Klang dieses Gesanges noch derselbe wie zu Beginn, oder hat sich unsere Wahrnehmung inzwischen verändert? Ruth Beraha lässt mögliche Deutungen im ambivalenten Bereich stehen, sodass die Betrachter*innen veranlasst sind, ihren Standpunkt neu zu definieren. (S.G.)
RUTH BERAHA
Ruth Beraha (1986, Milan, Italy) works with immersive audio, sculptures, installations, and drawings, to investigate the way we relate to the Other, shattering the certainties we base our experience of the world on. Her work has recently been exhibited at MAXXI, MACRO, and Arte in Memoria Biennial of Contemporary Art, Rome; GAMeC, Bergamo; Trafo, Szczecin; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Mimosa House, London; MUFOCO, Cinisello Balsamo; Museo della città, Livorno; MAMbo, Bologna; Ca’ Rezzonico Museum, Venice; and Pirelli HangarBicocca, Milan. In 2022 she was a recipient of the Pollock-Krasner Foundation Grant. In 2023 Beraha won the Conai Prize; in 2020 she won the New York Prize and has been Associate Research Scholar, Columbia University, New York. She has been artist in residence at ISCP, Brooklyn, New York; Nuovo Forno del Pane, MAMbo, Bologna; and Fondazione Bevilacqua La Masa, Venice.
Ruth Beraha - Il cielo è dei violenti, 2024 and Fortune’s always hiding, I’ve looked everywhere, 2024 - Hotel Ladinia, Ortisei
Ruth Beraha, Il cielo è dei violenti, 2024. Sound Installation. Commissioned by Biennale Gherdëina 9. Photo by Tiberio Sorvillo
Ruth Beraha, Fortune’s always hiding, I’ve looked everywhere, 2024. Ceramics. Variable dimension. Photo by Tiberio Sorvillo
In ihren oft installativen Werken erforscht Ruth Beraha die Verletzlichkeit und Gewalt von Beziehungen, sowie die Wahrnehmung des Selbst und des Anderen. Dabei thematisiert sie das angsteinflößende Fremde, das nicht länger als ein von uns entferntes Anderes betrachtet werden kann, sondern als konstitutiver Teil unserer eigenen Identität entlarvt wird. Ihre 2021 realisierte Installation I’ll tell you the story I know bestand aus einer Soundarbeit und einer trichterförmigen Aluminiumskulptur, die auf der einen Seite einen Spionagespiegel und auf der anderen ein Guckloch aufwies. Vor dem Spiegel wurde das Publikum, das sein eigenes Spiegelbild betrachtete, einem unfreiwilligen Verhör unterzogen, bei dem die Grenzen zwischen einer Szene der einvernehmlichen Verführung und des Missbrauchs verwischt wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite erlaubte das Guckloch die Beobachtung der Betrachter*innen, was uns gleichzeitig zu Voyeuren machte.
Für The Parliament of Marmots gestaltete Ruth Beraha einen aufgelassenen Theatersaal im Zentrum von St. Ulrich anhand einer immersiven Audioarbeit zu einem eindringlichen Erfahrungsraum um. Im Raum hören wir den lieblichen Gesang eines Vögelchens, der uns augenblicklich in eine idyllische Naturlandschaft versetzt. Es folgen weitere Vogelstimmen, einige von einheimisch Arten aus dem Grödnertal, andere von Zugvögeln, die sich hier nur zeitweise aufhalten. Die Stimmen schwellen, von Flügelschlägen begleitet, zu einer lauter werdenden Klangwolke an. Kurz erfüllt die bedrohliche Kraft der Natur in einem dystopischen Szenario den vom Menschen geschaffenen Raum, bevor sich die Stimmen wieder vereinzeln, bis nur mehr das liebliche Stimmchen des ersten Vögelchens zu hören ist. Ist der Klang dieses Gesanges noch derselbe wie zu Beginn, oder hat sich unsere Wahrnehmung inzwischen verändert? Ruth Beraha lässt mögliche Deutungen im ambivalenten Bereich stehen, sodass die Betrachter*innen veranlasst sind, ihren Standpunkt neu zu definieren. (S.G.)
RUTH BERAHA
Ruth Beraha (1986, Milan, Italy) works with immersive audio, sculptures, installations, and drawings, to investigate the way we relate to the Other, shattering the certainties we base our experience of the world on. Her work has recently been exhibited at MAXXI, MACRO, and Arte in Memoria Biennial of Contemporary Art, Rome; GAMeC, Bergamo; Trafo, Szczecin; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Mimosa House, London; MUFOCO, Cinisello Balsamo; Museo della città, Livorno; MAMbo, Bologna; Ca’ Rezzonico Museum, Venice; and Pirelli HangarBicocca, Milan. In 2022 she was a recipient of the Pollock-Krasner Foundation Grant. In 2023 Beraha won the Conai Prize; in 2020 she won the New York Prize and has been Associate Research Scholar, Columbia University, New York. She has been artist in residence at ISCP, Brooklyn, New York; Nuovo Forno del Pane, MAMbo, Bologna; and Fondazione Bevilacqua La Masa, Venice.